12/18/2023 | Nachrichten | BLZK, Vorstand

3 Fragen an das Vorstandsmitglied Dr. Alexander Hartmann

Vorstellung des BLZK-Vorstands 2022-2026

Wer sind die „Neuen“ im Vorstand der Bayerischen Landeszahnärztekammer? Warum engagieren sie sich ehrenamtlich für ihre Kolleginnen und Kollegen? Welche Lösungsansätze verfolgen sie bei den wichtigsten standespolitischen Problemfeldern? In der Serie „3 Fragen an …“ im Bayerischen Zahnärzteblatt (BZB) kommen die neugewählten Vorstandsmitglieder der Berufsvertretung der bayerischen Zahnärzte zu Wort – in diesem Monat Dr. Alexander Hartmann.

BZB: Die zahnärztliche Selbstverwaltung lebt vor allem vom ehrenamtlichen Engagement. Wie sind Sie zur Standespolitik gekommen und was motiviert Sie, sich für Ihren Berufsstand einzusetzen?

Hartmann: Ich habe 2001 in Passau eine Praxis übernommen, damals gab es das Berufsbild „angestellter Zahnarzt“ noch nicht. Zum guten Ton gehörte es damals auch, sich auf Obmannsversammlungen über zahnärztliche Themen zu informieren. Da es mir schon immer schwergefallen ist, nur still zuzuhören, habe ich mich auch dort zu Wort gemeldet. Somit war ich auch gleich als „Aktiver“ und „Engagierter“ identifiziert ... Und die erfahrenen Kollegen – damals waren das hauptsächlich männliche Vertreter – haben mich unmittelbar in die Arbeit vor Ort eingebunden. Für mich ist der kollegiale Austausch extrem wichtig und die Arbeit in der Region hat mir viel gegeben – so konnte ich dort viele sehr gute Freunde finden.

Nach einer kurzen Zeit im Landesvorstand des FVDZ habe ich mich ab 2006 ausschließlich auf die Arbeit in unserem Passauer Verein (ZÄF Region Passau e.V.) konzentriert. Wir haben einen Stammtisch für die Nachwuchskolleginnen und -kollegen auf die Beine gestellt und Fortbildungen organisiert. Darüber hinaus haben wir die zahnärztliche Behandlung von Menschen mit Behinderung am Klinikum Passau unterstützt und auch mal streitbare Öffentlichkeitsarbeit ohne die rechtlichen Fesseln der Körperschaften betrieben ...

Meine Motivation ziehe ich aus den persönlichen Kontakten – wenn ich Neues lerne, aber auch Hilfreiches weitergeben kann. Wenn ich einen vollen Kollegenstammtisch sehe oder die freudigen Gesichter während des Abendprogrammes unserer Fortbildungen, geht mir das Herz auf. Gleiches gilt für den Fall, dass eine Kollegin oder ein Kollege einfach mal zwischen Tür und Angel „Danke“ sagt. Außerdem beschert mir das Netzwerk viel Information und Wissen, das ich sonst nicht hätte. Und in meinem Naturell liegt es, stets die Frage nach dem „Warum“ zu stellen. Unsere Möglichkeiten, die große Politik zu bewegen, sind sehr begrenzt, aber im Kleinen können wir unseren Beruf weiterhin unheimlich erfüllend gestalten.

BZB: Der Zahnarztberuf unterliegt einem ständigen Wandel. Wo sehen Sie momentan die größten Problemfelder und den meisten Handlungsbedarf für die Standespolitik?

Hartmann: Honorierung, Fachkräftemangel und Bürokratie. Und jedes dieser Problemfelder verschlimmert das andere – das ist in mehrfacher Hinsicht ein Teufelskreis.

Die Gebührenordnung für Zahnärzte wird durch die Nichtanpassung des Punktwertes – nach meiner Auffassung ein vorsätzlicher Rechtsbruch des Verordnungsgebers – entwertet, in der gesetzlichen Krankenversicherung wird budgetiert. Gibt es schon durch die Verfehlungen der Politik immer weniger potenzielles Personal, werden wir Zahnärzte auch noch beim „Gerangel um den Mangel“ eklatant benachteiligt. Im Vergleich zur Industrie fehlen uns sowohl die finanziellen Möglichkeiten, unsere Fachkräfte besser zu entlohnen, als auch die strukturellen Voraussetzungen zur Bewerbung des Berufsbildes ZFA, darüber hinaus auch die organisatorische Großstruktur für bessere Arbeitsbedingungen (z.B. Kitas, flexiblere Arbeitsmodelle oder feste Arbeitszeiten).

Und als Krönung dekoriert uns die Politik mit den wohl konfusesten und undurchsichtigsten „Verwaltungsmonsterwerken“ (QM, TI etc.). Bei einem Heil- und Kostenplan für eine Einzelkrone muss ich mindestens sechs Unterschriften auf Formularen leisten und eine komplexe Zahnersatzrechnung in der GOZ hat schnell mal 50 Seiten Papier! Das wiederum verleidet nicht nur mir schrittweise die Freude am Beruf – auch unseren ZFA, ZMP, DH und ZMV. Und es bindet unendlich viel Arbeitszeit, die am Patienten besser verwendet werden könnte – von Zahnärzten und zahnmedizinischem Personal. Die Politik will die sprechende Medizin etablieren, fesselt uns aber gleichzeitig in blinder und stummer „Verwaltungswut“. An allen drei Baustellen müssen wir tätig werden. Alles, was Verbesserungen bringt, hilft dabei, die Situation erträglicher zu machen.

BZB: Ihre Amtszeit geht vorerst bis 2026. Welche Ziele möchten Sie bis dahin erreichen?

Hartmann: Alle – auch wenn ich bislang noch gar keine genannt habe! Wie schon gesagt: Auf der großen politischen Bühne erwarte ich mir weniger – da sitzen andere an den Hebeln.

Mein Ansatz ist daher, die Kompetenz des einzelnen Zahnarztes und der einzelnen Zahnärztin zu stärken. Ich bin Mitglied des neu geschaffenen GOZ-Senates, mein Aufgabenschwerpunkt liegt also beim Thema Honorierung. Mein Ziel ist es, dass bis 2026 alle bayerischen Zahnärztinnen und Zahnärzte das Veranstaltungsformat GOZ ON TOUR besucht und auch schon freie Honorarvereinbarungen mit ihren Patientinnen und Patienten geschlossen haben.

Der Weg zu einer besseren, zukunftssicheren Honorierung führt nicht über Abrechnungsoptimierungen und Leistungsausweitungen oder dem Wettlauf ums Budget. Sondern wir müssen für möglichst viele Leistungen ein Honorar erhalten, das den tatsächlichen Wert der Leistung widerspiegelt – unabhängig vom Erstattungsverhalten der Kostenträger. Das geht nur über die Kalkulation und die Vereinbarung dieser Vergütungen. Dass Versicherungen, Beihilfe oder andere Kosten(teil)erstatter gerne sparen möchten, kann und darf nicht Grundlage unserer Rechnungsstellung sein. Nur der Versicherungsnehmer kann auf bessere Leistungen bei seiner Versicherung pochen – dazu muss er aber auch den Wert der Leistung kennen und nicht eine veraltete „Preisliste“ aus dem Jahre 1988.

Mein Appell lautet: Geben wir unseren Praxen und unseren Mitarbeitenden wieder eine Zukunft! Ich bin davon überzeugt, dass die inhabergeführte Ein- und Mehrbehandlerpraxis der beste Weg zu einer flächendeckenden, qualitativ hochwertigen zahnmedizinischen Versorgung ist. Und genau dafür setze ich mich ein!

Ich arbeite hauptsächlich in der Praxis – von der Standespolitik könnte ich nicht leben. Außerdem ist die Standespolitik für mich nur Mittel zum Zweck – um den Beruf des Zahnarztes zukunftsfähig zu gestalten. Und da verfolge ich Ziele, die auch meiner eigenen Praxis helfen.

Vollständiger Artikel aus dem BZB

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