11/05/2025 | Nachrichten | BLZK
Die eigene Praxis ermöglicht Freiheit
Susanne Remlinger und Elena Lingl: Zwei Zahnärztinnen sprechen über Selbstverwirklichung und die perfekte Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Die beiden Zahnärztinnen Susanne Remlinger und Elena Lingl haben den Schritt in die Selbstständigkeit längst gewagt. Für sie steht fest: Selbstverwirklichung und das Arbeiten nach den eigenen Wünschen und Bedürfnissen lässt sich nirgends besser realisieren als in der eigenen Praxis. Das möchten sie auch an die Jungen in der Zahnärzteschaft weitergeben. Im Interview mit dem BZBplus erklären die beiden Praxisinhaberinnen und Mütter, worauf es beim Start ankommt. Und warum „Konfettimomente“ im Praxisalltag so wichtig sind.
BZBplus: Das Gründungsverhalten bei Zahnärztinnen und Zahnärzten hat sich verändert. Zwar ist die eigene Praxis nach wie vor ein begehrtes Ziel, aber der Weg wird in der Regel erst zu einem späteren Zeitpunkt beschritten. Viele fürchten, sich mit einer Gründung zu sehr festzulegen. Was entgegnen Sie diesen jungen Menschen?
Susanne Remlinger und Elena Lingl: Alle großen Entscheidungen im Leben sind zunächst Wagnisse – denken wir nur an die Entscheidung für einen Hauskauf. Doch
nichts macht einen so stolz wie die Gewissheit: „Das ist mein Werk, das habe ich erschaffen und gestaltet!“. Wie beim Hauskauf gibt es auch in einer Praxis Möglichkeiten zur Veränderung: eine Renovierung, Umwandlung zur Gemeinschaftspraxis oder umgekehrt zur Einzelpraxis, ein neuer Behandlungsschwerpunkt, veränderte Praxiszeiten und vieles mehr. Jede Praxis lässt sich an die eigenen Bedürfnisse anpassen.
Welche grundlegenden Fragen sollten am Anfang einer Praxisgründung stehen?
Es gibt unzählige Praxiskonzepte, die funktionieren. Alle haben eines gemeinsam: den wirtschaftlichen Erfolg. Ansonsten wird das beste Konzept nicht überleben. Die wichtigste Frage lautet daher: Kann ich unternehmerisch denken und handeln? Es ist völlig in Ordnung, zwei Stunden an einer Füllung zu arbeiten – dann muss man aber bereit sein, ein entsprechendes Honorar mit dem Patienten zu vereinbaren. Die zweite Frage sollte sich mit der Praxisform beschäftigen. Ob man allein oder mit anderen eine Praxis führen will, ob man neu gründet oder eine Praxis übernimmt, hängt stark von der jeweiligen Lebenssituation ab. In jedem Fall sollte man allen sich bietenden Möglichkeiten zunächst offen gegenüberstehen. Vielleicht stellt sich die Übernahmepraxis als absoluter Glücksgriff heraus, die sich am besten mit der entsprechenden Familiensituation vereinbaren lässt.
Welche Vor- und Nachteile bieten für Sie die Einzel- und die Gemeinschaftspraxis?
Eine Einzelpraxis bietet die Chance, sich komplett selbst zu verwirklichen, im Gegenzug trägt man die gesamte Verantwortung allein. In der Gemeinschaftspraxis fällt es leichter, Behandlungsschwerpunkte für einzelne Behandler herauszuarbeiten. Die Zeiteinteilung kann flexibler gestaltet werden, man genießt den fachlichen Austausch und die Verantwortung ruht auf mehreren Schultern. Allerdings ist eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen einer Gemeinschaftspraxis die Kompromissbereitschaft aller Beteiligten.
Wo bekommen Gründungswillige Unterstützung bei ihrer Suche?
Neben der Praxisbörse der BLZK im Internet bieten die zeitgleich stattfindenden Niederlassungs- und Praxisabgabe-Seminare der eazf eine einzigartige Möglichkeit, mit mehreren abgabewilligen Kollegen in Kontakt zu treten. Auch die Obleute können häu g Kontakte herstellen. Seit einigen Jahren bietet das ZEP eine unabhängige und kostenlose Erstberatung bei allen Fragen rund um die Niederlassung – so eine hervorragende Unterstützung ist bei der Gründung ein großer Vorteil.
Ist der Start in die Niederlassung gelungen, dürfen im Alltag neben einem guten Team ganz persönliche „Konfettimomente“ für Sie nicht fehlen. Was darf man sich darunter vorstellen?
Unser Beruf gibt uns die wunderbare Möglichkeit, unsere Behandlungsschwerpunkte frei zu wählen. Regelmäßig in den Terminkalender eingebaute Lieblingsbehandlungen sorgen für Erfolgserlebnisse, mit denen wir gleichsam Konfetti über unser Leben streuen. Mit diesen „Konfettimomenten“ erhalten wir langfristig den Spaß an der Arbeit – für uns selbst und die gesamte Praxisfamilie. Wenn ich meine Arbeit gern mache, dann kann ich sagen: „Ich liebe meinen Beruf und gehe gern in meine Praxis!“ – und das merken auch die Patienten.
Die eigene Zukunft aktiv gestalten
Das ZEP der BLZK unterstützt bei Fragen rund um Niederlassung, Praxisübergabe und Praxisführung
Wo kann ich mich bei Niederlassung oder als Zahnarzt mit eigener Praxis in betriebswirtschaftlichen, steuerlichen und rechtlichen Belangen orientieren? Wie mache ich meine Praxis t für eine anstehende Übergabe? Wo erhalte ich eine seriöse und belastbare Praxisbewertung vor einer Gründung oder Übergabe? Was tun, wenn ich keinen Nachfolger finde und die Praxis schließen muss?
Zu diesen und anderen Fragen rund um das Praxismanagement bietet das ZEP Zentrum für Existenzgründer und Praxisberatung, das 2018 von der Bayerischen Landeszahnärztekammer (BLZK) gegründet wurde, eine professionelle, kostenfreie und unabhängige Beratung an. Diese bezieht alle relevanten Bereiche einer erfolgreichen Praxisgründung, -entwicklung oder -übergabe mit ein.
Flankierend bietet die eazf, die Fortbildungsakademie der BLZK, ihre Niederlassungs- und Praxisabgabeseminare an, die zeitgleich und am gleichen Ort statt nden, um den direkten Austausch der Teilnehmer untereinander zu ermöglichen – jeweils in München, Nürnberg und Regensburg. Mit dem modular aufgebauten Betriebswirtschaftlichen Curriculum der eazf lassen sich außerdem die unternehmerischen Kompetenzen schulen. Das Kursangebot wurde speziell für die betriebswirtschaftlichen Anforderungen bei Führung einer Zahnarztpraxis konzipiert.
Artikel aus dem BZBplus 10/2025, S. 6-7
Die eigene Praxis ermöglicht Freiheit